Hehn und seine Vierzehn Nothelfer (4): Diesseits und Jenseits

Eine heimatgeschichtliche Plauderei von Helmut Köhnes

Quelle: Abdruck mit freundlicher Genehmigung des "Rheindahlen Almanach '98"

Wenn ich es besonders salopp ausdrücken wollte, müßte ich sagen: Die Gläubigen verlangten also für ihr Leben eine Rundumversicherung mit zweifach gesicherter Zuverlässigkeit.Unter Bezug auf die überlieferten Lebensbeschreibungen der Heiligen erhob man ganz bestimmte Erwartungen. Dionysius war enthauptet worden: Er wurde zum Helfer bei Kopfleiden. Katharina sollte eigentlich den Martertod durch ein mit Sicheln bestücktes Rad erleiden. Erst als sich diese Marter nicht durchführen ließ, enthauptete man sie. Wegen des Rades, das man ihrem Bild als Erkennungszeichen hinzufügte, wurde sie zur Patronin der Wagner, Stellmacher und Müller. 

 

 

Georgius
Ist der Patron der Krieger, der Pferdebesitzer und Sattler, er überwindet Glaubensnot und Kriegsgefahr.

Darstellung:
Georg von Kappadokien ebenfalls sehr bekannter Heiliger - Ritter mit Fahne und Drachen

Kirchenlexikon
GEORG, Märtyrer, Heiliger, einer der 14 Nothelfer. - G. war ein hochgestellter Kriegsmann aus Kappadokien (Kleinasien) und erlitt in der Verfolgung des Diokletian (s. d.) um 303 den Märtyrertod, vielleicht in Diospolis = Lydda bei Jaffa in Palästina. Die Legende überwucherte schon sehr früh seine historische Persönlichkeit, die wir darum nicht mehr recht zu fassen vermögen. Seit dem 4. Jahrhundert ist seine Verehrung bezeugt. In der morgenländischen Kirche wird G. als »Großmärtyrer« verehrt. Wallfahrten ins Heilige Land und vor allem die Kreuzzüge brachten seinen Kult nach Westen, wo G. seit dem 12. Jahrhundert als junger, hoch zu Roß mit dem Drachen kämpfender Held volkstümlich wurde. Als Patron der Krieger und Ritter wurde er in die Gruppe der Nothelfer aufgenommen. G., seit dem 13. Jahrhundert Patron von England, ist der meistverehrte Märtyrer des christlichen Altertums und Mittelalters. Sein Fest ist der 23. April.

Der heilige Georg hat als christlicher römischer Offizier und Märtyrer weltweit Karriere gemacht. Schon früh wurde er in der Ostkirche als Drachentöter dargestellt, seit dem 13. Jahrhundert gilt er als Patron Englands. Eine eindrucksvolle Reihe englischer Könige trägt seinen Namen. Er gilt als Schirmherr der Pfadfinder und wird als Vorbild aller Kriegsleute angesehen.
In Rheindahlen ist er der Namensgeber des Reitervereins Günhoven, und in dieser Bezeichnung, die ja keinen Einzelfall darstellt, liegt eine ganz konsequente Entwicklung: Als Reiter ist man ein geistiger Nachkomme des adligen Kriegers, der in formeller Kleidung in einen fairen Kampf zieht.Mit lockerer Ausdrucksweise jedoch täte man den Betern vor den alten Altären bitter Unrecht. Das 14. und 15.Jahrhundert, der "Herbst des Mittelalters", war eine Zeit, in der unverrückbar feststand: Die letzten Dinge des Menschen sind Tod, Gericht, Himmel, Hölle. Daran gibt es nichts zu deuten. Das "Jenseits" ist eine Realität wie das "Diesseits". Beide Bereiche sind immer und überall aufeinander bezogen.
Mit diesem Existenzverständnis lebte in Europa die Mehrheit der Menschen in einem Zustand, den wir heute als tiefe Armut ansehen würden. Schweren Krankheiten war man weitgehend hilflos ausgeliefert.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte die Pest Europa heimgesucht - ein Strafgericht Gottes? Von Ereignissen der fernen Welt hörte man im Lande nur Unbestimmtes, und das mit Verzögerung. War nicht sogar der Papst für lange Zeit von Rom weg in eine französische Stadt gegangen, und hatte es nicht danach zeitweise zwei, sogar drei Päpste gleichzeitig gegeben? Und da stürzte der Himmel nicht ein?
Im Jahre 1453 eroberten die Türken Konstantinopel. Das alte Ostrom fiel in die Hände von "Ungläubigen" - und Gott hatte das nicht verhindert?
Wahrhaftig, nichts erschien notwendiger als außerirdische Hilfe, im großen wie im kleinen, und "Vierzehnheiligen" blühte auf.

 

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