Hermann Pflipsen wird 8o

Nein, es soll nicht die Lebensgeschichte eines Heiligen aufgeschrieben werden, wenn wir den Hehner Unternehmer Her-mann Pflipsen charakterisieren wollen. Vielmehr geht es um einen Menschen, den alle Rheindahlener kennen, schätzen und manchmal auch bewundern.

 

Am 22. August wurde Hermann Pflipsen 8o Jahre alt. So mancher wird die Zahl nicht glauben, aber es ist tatsächlich so. Hermann wurde am 22. August 1933 in Hehn geboren, und hier lebt er auch 8o Jahre später noch. Man nennt so etwas bodenständig und heimatverbunden.
Diese Eigenschaften haben sein ganzes Leben geprägt. Freunde, die mit ihm die Kindheit und Ju¬gend verbrachten, sagen, Hermann ist das Ergebnis einer Familie, die ihm das mit auf den Weg gaben, was ihn auch heute noch auszeichnet: Großherzigkeit, Großzügigkeit und Freigebigkeit.
Ein Freund aus der Kinderzeit sagt es so: „Bei Pflipsens war ein Spielparadies für Kinder, mit Feld und Garten, mit dem Kohlenplatz und den Stallungen, mit vielen Spielsachen, die bei Schlechtwetter in der Küche ausgepackt wurden. Die spielenden Kinder wurden wie die eigenen verpflegt und umsorgt. Wir waren bei Pflipsens zu Hause."
Dabei wussten die Eltern aber auch, dass man Kinder dazu bringen soll, Verantwortung zu tragen, und das bedeutete, auch Hermann half in der Landwirtschaft mit und nach der Gründung des Brennstoffhandels wurde er frühzeitig in den Vertrieb mit eingespannt. Es versteht sich, dass Hermann, als er im Betrieb dann das Sagen hatte, aus seiner Erziehung die richtige Einstellung mitbrachte: behutsam wurde aufgebaut, seine Mitarbeiter fühlten sich in dem Familienbetrieb wohl.
Und Hermann ging immer mit gutem Beispiel voran, mit 16 Jahren machte er mit einer Ausnahmegenehmigung den Führerschein Klasse 2, saß mit auf dem ersten Tankzug, als man sich 1955 entschloss, von Koks auf Heizöl umzusteigen.
Das verlangte Zähigkeit, weil man nicht wusste, ob die Entscheidung richtig war, es verlangte Ausdauer, denn der Arbeitstag endete nicht nach acht Stunden, Hermann war Fahrer, Mechaniker, kurz, ein Mann für alle Fälle.
Dass er das große Glück hatte, im Jahr 1961 eine Frau zu heiraten, die ähnlich dachte wie er, die zielstrebig und mit Fleiß neben ihm stand, Luzie, rundet die Geschichte zunächst einmal ab.
So intensiv soll an dieser Stelle gar nicht auf die Entwicklung der Firma Pflipsen „Wärme hat einen Namen" eingegangen werden. Nur das eine noch: „Pflipsen Group" ist nicht mehr nur Heizöl. Der klassische Heizölhändler, der mit seinem Tanker über die Dörfer zu seinen Kunden fährt, hat keine Zukunft mehr.
Das erkannten Hermann und seine Frau Luzie sehr früh. Man ist breit aufgestellt. Und mit dem Autohof in Güdderath hat man den Grundstein gelegt für ein blühendes Unternehmen, das sich mit all dem beschäftigt, was sich rings um das Heizöl tut: man betreibt eigene Tankstellen mit eigenem Personal, in Güdderath gibt's Gastronomie, LKW-Werkstatt und ein großes Sch mierstofflager.
Eine Entwicklung, die auch sehr stark vom Carl-Josef Pflipsen, dem Sohn von Hermann und Luzie, eingeleitet wurde. Die beiden haben sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, die beiden Söhne, neben Carl-Josef auch Klaus-Peter, bestimmen mit einem erfahrenen Team, wohin die Reise geht.
Hermann ist aus ganzer Seele ein Hehner. Für diesen Ortsteil hat er sich ein Leben lang aufgeopfert. Man wundert sich heute, woher er die Zeit nahm, um neben seiner harten beruflichen Verpflichtung, immer da zu sein, wo ihn die Hehner brauchten.
Er war Mitbegründer von DJK Hehn und langjähriger Kassierer, Mitglied der St. Michaels Bruderschaft, ausgezeichnet mit hohen Bruderschaftsorden. Der gläubige und überzeugte Katholik Pflipsen war dann über viele Jahre stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes der Pfarre St. Maria-Heimsuhung, Hehn. Bei der Renovierung der Pfarrkirche war Hermann nicht nur ein gefragter Rat- sondern auch willkommener Geldgeber.
Der frühere Pfarrer Leo Eißen fand in ihm einen stets engagierten Mitstreiter für seine Lieblingskinder: für das Jugendblasorchester Hehn und das von ihm 1966 ins Leben gerufene Ferienwerk in Osttirol, wo Eißen günstige Ferienaufenthalte, insbesondere für Kinder und Jugendliche anbot und ab 1970 ein eigenes Gästehaus unterhielt. Hier besaß er sogar eine Schankkonzession. Der Ort Hinterbichl in Osttirol war für Hermann und seine Familie fast eine zweite Heimat. Hier packte er tatkräftig immer wieder mit an, denn Geldsorgen bestimmten hier den Alltag. Und als das damalige Bubenhaus abbrannte, war er mit anderen Hehnern Dauerarbeiter vor Ort.
Besonders wichtig war für Hermann Pflipsen aber auch das Bruderschaftswesen, nicht nur die Schützenbruderschaft Hehn konnte sich auf ihn verlassen. Besonders hingezogen fühlte er sich zur St. Matthiasbruderschaft Rheindahlen. 30 mal ging er mit ihr nach Trier, zum Apostelgrab. Viele seiner Mitpilger erinnern sich heute noch sehr gerne an den vorletzten Tag der Rücktour: hier spendierte Hermann zum Kaffee Erdbeerkuchen, koste es, was es wolle.
Dass Hermann dann auch noch über viele Jahre die Zeit und die Kraft hatte, politisch tätig zu sein, sei zum Schluss erwähnt. Als Bezirksvertreter und als Ratsherr für Rheindahlen Land setzte er sich für die Rheindahlener ein.
Viele, die Hermann Pflipsen kennen, kennen ihn als immer fröhlichen Menschen, fast schon als ewigen Strahlemann. Er war immer für einen Spaß zu haben, machte bei jedem Unsinn mit und konnte sich fast kindlich freuen, wenn ihm ein Streich gelungen war. So wünscht man ihm noch viele gesunde Jahre im Kreis seiner Familie.

Text: Stadt- und Landbote

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