Die Entstehung der Wallfahrt nach Hehn

Die Entstehung der Wallfahrt nach Hehn

Abweichend von Pfarrer Berchem erzählt sein Nachnachfolger Theodor Jöbges, die Wallfahrt nach Hehn und die dortige Verehrung der Muttergottes gehe bis in die Zeit des Gladbacher Abtes Vitus Ulricus, der von 1583 bis 1587 dem Kloster vorstand, zurück. Er habe in der Hehner Gemarkung im „Heiligenpesch“ -Pesch bedeutet in unserer Gegend „ein kleines, vereinzeltes Waldstück“ (H. Dittmeier)- eine Gnadenkapelle aus Holz eingeweiht. Dort sei eine Marienfigur aufgestellt worden, die der Hehner Bauer Herx aufgefunden habe.

 

Bemerkenswert ist es, dass Jöbges jetzt den Namen des „alten Mannes“ kennt und anders als Berchem ein genaues Datum für die Entstehung der Wallfahrt angeben kann. Dem widerspricht auf jeden Fall das Alter der heutigen Marienstatue. Richtig ist aber, dass schon 1565 der Heiligenpesch bestand. Zehn Jahre später wird ferner zweimal ein Heiligenhäuschen in Hehn erwähnt. Ob in ihm aber eine Muttergottesfigur stand, muss offen bleiben.

Hehn durch Ablässe noch anziehender

Um die Anziehungskraft Hehns noch zu erhöhen, erwirkte Benedikt Berchem schon 1855 die Verleihung eines Ablasses für die Besucher der Gnadenkapelle. Ein weiterer Ablass wurde nach seiner Zeit 1885 verliehen.
Wer nach Hehn kam, den trieb keine touristische Neugier. Aber immerhin entstanden einige Wirtschaften im Umkreis der Kapelle, was ebenfalls dankbar angenommen wurde. Bis heute kommen Pilger aus der näheren Umgebung, und ab 1983 pilgern wieder jedes Jahr die Mönchengladbacher
Schützenbruderschaften zur Hehner Muttergottes. Seit 1963 schmücken die Kapelle sieben neue zweibahnige Fenster mit Szenen aus dem Marienleben, die der Mönchengladbacher Künstler Josef Höttges (1908-1980) geschaffen hat. Tafeln weisen auf Gebetserhörungen hin. Die jüngste ist aus dem Jahr 2007!

Benedikt Berchems trauriges Ende

Die Pfarrstelle in Hehn war, wie erwähnt wurde, unzureichend dotiert.
Deshalb ist es verständlich, dass sich Benedikt Berchem nach zwanzig Jahren eine neue Stelle suchte. 1873 war es soweit.
Er ging nach Lamersdorf (Gemeinde Inden/Kreis Düren). Der Zeitpunkt war schlecht gewählt, da damals der sogenannte Kulturkampf herrschte und die katholische Kirche in Preußen die Neubesetzung einer Pfarrstelle anzeigen musste. Das zu tun, weigerte sich der Kölner Erzbischof Paulus Melchers, weil er grundsätzlich keine Weisungen des Staates in kirchlichen Personalfragen entgegennehmen wollte. Als Benedikt Berchem versuchte, seinen Dienst in Lamersdorf zu übernehmen, wurde er angezeigt, zweimal angeklagt und verurteilt.
1874 fand er Zuflucht im Hehner Kloster, was nicht unbemerkt blieb und ebenfalls denunziert wurde. Schließlich fand er Unterschlupf in Werden (heute Stadt Essen). Seelsorgerische Tätigkeiten durfte er nicht mehr ausüben.
Er wurde in der kirchlichen Verwaltung eingesetzt. Am 4. Mai 1886 ist er im Alter von fast 64 Jahren gestorben. Er gehört zu den nicht wenigen Opfern des unseligen Kulturkampfs, dessen Beendigung, die sich in seinem Todesjahr abzeichnete, er nicht mehr erlebt hat. Die Pfarre Hehn verdankt ihm sehr viel: Er legte den Grundstein für das pfarrliche Leben.

Ablässe für die Gnadenkapelle in Hehn

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