Benedikt Berchem zum Rektor in Hehn ernannt

Benedikt Berchem zum Rektor in Hehn ernannt

Mit Unterstützung Halms handelte das Kölner Generalvikariat schnell.
Schon nach drei Monaten, am 29. Oktober 1853, ernannte der Erzbischof Johannes Kardinal von Geissel (1796-1864) Heinrich Benedikt Berchem zum Rektor in Hehn. Das Rektorat umfasste Hehn und Wolfsittard. Eine eigene Pfarre war das noch nicht, aber sie sollte folgen. Benedikt Berchem war am 17. August 1822 in Essen geboren worden. Er hatte in München und Bonn Theologie studiert und 1848 die Priesterweihe empfangen. Bevor er nach Hehn berufen wurde, wirkte er als Rektor in Spiel (Gemeinde Titz/Kreis Düren). Mit 31 Jahren war er noch sehr jung.

 

Friedrich von Diergardt setzt einen Staatszuschuss durch

Es war ausgemachte Sache, dass Hehn Pfarre werden sollte. Dafür setzte sich nicht nur Halm, sondern auch der Gladbacher Landrat ein. Weder die Zivilgemeinden Gladbach-Land, zu der Hehn gehörte, noch Hardt, zu der Hehn-Heckenend zählte, und Rheindahlen, wozu Wolfsittard rechnete, hatten etwas dagegen einzuwenden. Einwände der betroffenen kirchlichen Gemeinden wurden dieses Mal nicht mehr laut.
Doch es gab ein Problem: Wer bezahlte den neuen Pfarrer? Das zuständige preußische Ministerium in Berlin hielt sich bedeckt. Die Wende trat erst ein, als sich der evangelische Viersener Seidenfabrikant und Mitbegründer der Gladbacher Aktienspinnerei und -weberei Friedrich von Diergardt (1795-1869) der Sache annahm. Er war ein politisch einflussreicher Mann, hoch geachtet und wirtschaftlich durch seine Beteiligung am Kohlebergbau und Eisenbahnbau sehr erfolgreich. Er wandte sich Anfang 1857 an den preußischen Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten und wies darauf hin, dass den evangelischen Pfarrern in neu eingerichteten Pfarreien in der Hehner Nachbarschaft ein Staatszuschuss gewährt werde. Man solle die katholischen Hehner gleichbehandeln. Dem preußischen Finanzminister machte er deutlich, wie wichtig die Neueinrichtung neuer Pfarren sei, um die Arbeiter nicht zu verlieren, die durch die Religion an den Staat gebunden blieben und sich nicht gegen ihn auflehnten.
Er hatte während der Revolution von 1848 selbst unangenehme Erfahrungen gemacht.

Hehn wird Pfarre

Wenn Diergardt sich für etwas einsetzte, das wusste man in Hehn, blieb der Erfolg nicht aus. Am 20. März 1858 genehmigte Berlin die Errichtung „eines neuen Pfarrsystems für die Ortschaften Hehn und Wolfsittard“ und übernahm zum 1. Januar 1859 die Besoldung des Pfarrers in Höhe von 120 Talern pro Jahr für zehn Jahre. Das war nicht sehr viel und weniger als das, was ein Lehrer im Durchschnitt verdiente. Aber die Aussichten für junge Geistliche, eine Stelle zu finden, waren nicht rosig, und man war froh, überhaupt etwas zu finden. Außerdem kamen zu diesem Grundgehalt noch Gebühren, Geld aus Stiftungsmessen u.a. hinzu.

Nachdem die Finanzierung gesichert war, erhob der Kölner Erzbischof von Geissel am 8. September 1858 Hehn zur Pfarre.
Als Grund für die Neueinrichtung wurde angegeben, dass wegen der Industrialisierung in Gladbach die Bevölkerung zugenommen habe und man „wegen Mangels an Kräften und Mitteln den Anforderungen der Gläubigen, besonders der von der Pfarrkirche entfernter wohnenden, nicht immer gewachsen“ gewesen sei. Um diesem Missstand zu begegnen, errichtete man in Hehn eine eigene Pfarre. Es war eine erste Reaktion auf die soziale Frage, die man mit Vermehrung der Pfarreien beantworten wollte, und man nahm zu Recht an, dass in der Pfarre Hehn die Zahl der Arbeiter, die in der Gladbacher Textilindustrie ihr Brot verdienten, noch zunehmen würde. Die Pfarre war mit über 800 Gläubigen klein. Nur etwa ein Fünftel von ihnen verdiente mehr als das Existenzminimum.

1869: Wird der Staatszuschuss weiter gezahlt?

1869 tat sich ein schwerwiegendes Problem auf. Der Staatszuschuss zum Gehalt von Pfarrer Berchem lief aus und sollte nicht weitergezahlt werden.
Damit wäre er, der seinen alten Vater unterhalten msste, in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. Pfarrer Berchem erhielt nicht einmal das Gehalt eines Pfarrers 2. Klasse in Höhe von 262 Talern 15 Silbergroschen, wie es die Pfarrer der neu eingerichteten evangelischen Pfarren in Kempen
(Kreis Viersen) und Uerdingen (heute Stadt Krefeld) erhielten. Aber selbst sein bescheidener staatlicher Zuschuss sollte gestrichen werden. Er hatte Glück, dass es nicht dazu kam und Preußen sich für weitere zehn Jahre verpflichtete.

Die Gründungsurkunde der Pfarre Hehn aus dem Jahr 1858

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.