Bleibt Hehn eine Pfarrei?

Wie geht es weiter in den Pfarrgemeinden in und um Rheindahlen?

Sind wir Ende des Jahres 2009 noch wie heute 4 Pfarrgemeinden oder bereits eine neue gemeinsame Pfarrei mit 4 Kirchen?

 

Bischof Dr. HeinrichMussinghoff hat seine 71 GdG-Leiter (also auch mich) Anfang November 2008informiert, dass er zum 01.01.2010 die Bildung von 71 Kirchengemeindeverbänden (KGV)in unserem Bistum abgeschlossen sehen will. Er begründet dies mit einer Verschlankungund Vereinheitlichung der Verwaltung in unserem Bistum.

So darf ich ein paar Begriffe und Zusammenhänge zunächst erklären:
Das Bistum Aachen ist seit wenigen Jahren eingeteilt in 71 GdG (Gemeinschaft der Gemeinden), vergleichbar mit den früheren Dekanaten. Die vier Rheindahlener Pfarren St. Helena, St. Maria Heimsuchung (Hehn), St. Matthias (Günhoven) und St. Rochus (Broich-Peel) und die drei Innenstadtpfarren St. Michael (Holt), St. Hermann-Josef (Speick) und Hl. Kreuz (Westend) haben im Dezember 2006 einem Auftrag des Bischofs entsprechend einen Vertrag unterschrieben und eine GdG gebildet. Unsere GdG trägt den Namen: GdG-Mönchengladbach Süd-West.

Intern haben sich die sieben Pfarren darauf verständigt, dass die drei Innenstadtpfarren bzw die vier Rheindahlener Pfarren jeweils enger kooperieren. So gibt es innerhalb unserer GdG zwei Gottesdienstpläne, zwei Pastoralteams, zwei Dienstgespräche usw. Dort werden pfarrübergreifende Absprachen für die drei bzw vier Gemeinden getroffen, wesentlicher bleibt aber der Blick in die einzelnen Gemeinden.
Der Beschluss zur Gründung der GdG wurde in den Pfarrgemeinderäten der Pfarren diskutiert und erarbeitet. Nur wenige Absprachen sind gemeinsam zwischen den PGR nötig (zB die Gottesdienstordnungen über Weihnachten, Ostern oder die Erstkommuniontermine), meist entscheiden die PGR ihre Aufgaben wie vorher. Das läuft ziemlich gut.

Die von Bischof Mussinghoff eingeforderte Gründung des KGV Mönchengladbach Süd-West wird seit Anfang Januar auf der Kirchenvorstandsebene diskutiert. Hier geht es um die Abgabe vieler Kompetenzen der Kirchenvorstände an den neu zu gründenden Verbandsausschuss.

In diesem Verbandsausschuss werden alle Pfarren des KGV mit je 2 Vertretern Sitz und Stimme haben. Laut Satzung der KGV müssen dem KGV alle Personalangelegenheiten und alle Liegenschaftsangelegenheiten(sakrale und profane Gebäude, Friedhof, Grundstücke usw) zur Verwaltung übertragen werden. Dies beschneidet die heutigen Aufgaben der Kirchenvorstände zu mehr als zwei Drittel. Ob der KGV die Sachfragen dann alleine entscheidet oder ob er sie (aus den Pfarren vorbereitet) prüft und bestätigt, liegt an der zu findenden Arbeitsweise.

Seit Anfang Januar 2009 habe ich die Diskussion zu dieser Thematik in den Gremien unserer vier Rheindahlener Gemeinden eröffnet. Die PGR sind über diesen Diskussionsprozess informiert und nehmen in Abordnungen an den KV-Sitzungen teil. Im November 2009 stehen Neuwahlen zum Kirchenvorstand und zum Pfarrgemeinderat an.

Die aktuelle Diskussion: Kirchengemeindeverband oder Fusion?
Auch hier eine kurze Begriffsklärung vorweg:

Pfarrei: hier ist die große Einheit mehrerer Gemeinden gemeint, in der es dann einen Kirchenvorstand und einen Pfarrgemeinderat (besser Pfarrei-Rat) gibt. Die Gemeinden bleiben bestehen.

Gemeinde: hier ist die bisherige Pfarrgemeinde vor Ort gemeint, in der es dann zukünftig einen Gemeinderat/Ortsausschuss (oder wie auch immer genannt) aber keinen KV und keinen PGR mehr geben wird.

Die drei Innenstadtpfarren
hat Bischof Mussinghoff Anfang November 2008 informiert, dass sie zum 01.01.2010 zu einer neuen Pfarrei fusioniert werden. Die drei Gemeinden bleiben bestehen, nur gibt es halt einen Kirchenvorstand und einen Pfarrgemeinderat für eine neue Pfarrei, dazu dann drei Gemeinderäte/Ortsausschüsse.

Die vier Rheindahlener Pfarren fallen nicht in diese Verfügung hinein. Sie können, wenn sie es wollen, selbständig bleiben. Beschließen sie aber freiwillig eine Fusion zu einer Pfarrei, wird Bischof Mussinghoff dies normalerweise anerkennen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Bischof Mussinghoff in wenigen Jahren die nächste Fusionsrunde anordnen wird und dass die vier Rheindahlener Gemeinden dann davon betroffen sind. Ich verstecke mich aber nicht hinter einer drohenden Anordnung. Ich halte diesen Weg für sachlich richtig. Wie dieser Weg von Aachen aus gehandelt und kommuniziert wurde und wird, bewerte ich hier nicht.

Konzentrieren wir also den Blick auf die vier Rheindahlener Pfarren:

Variante A:

Die vier Rheindahlener Gemeinden legen sich fest: Wir bilden zum 01.01.2010 den KGV mit der neuen Innenstadtpfarre, fusionieren aber nicht. Dann sind im KGV MG-Süd-West vertreten: 5 Pfarrgemeinden,

  • die dort den Etat für die große GdG = 5 Pfarren aufteilen,
  • die dort ihre und aller anderen Liegenschaften und Personalien klären
  • Personalbesetzung: 2 Vertreter aus der Innenstadtpfarrei und 8 Vertreter aus vier RD Pfarren

Dazu gibt es auf unserer Rheindahlener Seite vier Kirchenvorstände und vier Pfarrgemeinderäte, sowie verschiedene Sachausschüsse zur Erleichterung und verschiedene Arbeitsgruppen zur Vernetzung dieser Gremien.

Variante B:
Die vier Rheindahlener Gemeinden legen sich fest: Wir fusionieren zum 01.01.2010 zu einer neuen Rheindahlener Pfarrei. Dann sind im KGV MG Süd-West vertreten: 2 Pfarrgemeinden,

  • die dort den Etat für die große GdG = 2 Pfarren aufteilen,
  • die dort ihre und aller anderen Liegenschaften und Personalien klären
  • Personalbesetzung: 2 Vertreter aus der Innenstadtpfarrei und 2 Vertreter aus RD Pfarrei

Dazu gibt es auf unserer Rheindahlener Seite einen Kirchenvorstand und einen Pfarrgemeinderat, sowie vier Gemeinderäte/Ortsausschüsse, sowie verschiedene Sachausschüsse zu Erleichterung und verschiedene Arbeitsgruppen zur Vernetzung dieser Gremien. Im KV und im PGR würden die Fäden der neuen Pfarrei zusammenlaufen, hoffentlich würden die Gremien so gewählt, dass alle bisherigen Gemeinden dort vertreten sind.

Ich persönlich bin überzeugt, dass Variante B als schlankere Variante ein einfacheres und gerechteres Miteinander möglich macht, weil sehr schnell dort von einem schlanken Kopf (KGV) die Zuständigkeit in die beiden KV bzw PGR der beiden neuen Pfarreien und von dort in die Ortsausschüsse gelenkt werden kann.
Dies hier detailliert schriftlich darzustellen sprengt den Rahmen. In den amtierenden Gremien ist dies aber schon an konkreten Beispielen dargestellt worden bzw es wird auf den nächsten Sitzungen dargestellt.

Ein Beispiel sei hier dennoch erlaubt: Ich kann es nicht verantworten, dass zukünftig zB die Broicher sich auch noch mit der Kirchendachsanierung in Westend auseinandersetzen müssen. Das muss im Westend-Ortsausschuss entschieden werden, die KGV-Aufgabe besteht in der Prüfung und (wenn ok) im Durchwinken. Anders geht es nicht, anders finden wir keine Ehrenamtler.

Was ist unseren Gremien und mir als Pfarrer wichtig? Pastoral muss so weit wie möglich vor Ort bleiben!

  • Die Menschen sollen Heimatkirchen und Heimatgemeinden erleben. Ich möchte mit den vielen Mitarbeitern möglichst lange noch gewährleisten, dass unsere Kinder in ihren Heimatkirchen getauft werden, vor Ort zur Kommunion gehen, vor Ort Gemeinde erleben und dass unsere Verstorbenen möglichst lange noch von ihren Kirchen aus zu Grabe getragen werden.
  • Ich möchte die Menschen entlasten, die sich ehrenamtlich in den Gremien engagieren, dass sie ihre Zeit und Kraft einsetzen zugunsten ihrer Heimatgemeinde. Hier soll sich Gemeindeleben abspielen, anders haben wir keine Zukunft.
  • Die vielen Initiativen zur selbständigen Gestaltung von Gottesdiensten in allen heutigen Pfarren müssen erhalten und ausgebaut werden. In wenigen Jahren wird sich die Anzahl verfügbarer Priester dramatisch verringern, dann entscheidet sich heute, ob die Kirchen am Wochenende ohne Gottesdienst bleiben oder ob die Gemeinden sich selber versorgen gelernt haben. Vermutlich werde ich in ein paar Jahren schon deutlich häufiger als heute auch in den drei Innenstadtkirchen Gottesdienste übernehmen.
  • Die Bruderschaften, die Kinder- und Jugendgruppen, die musikalischen Gruppen aller Art, die Frauengemeinschaften, die Pfarrcaritas, die Liturgiegruppen usw sollen in ihren Kirchen und gerne auch im Austausch mit den Initiativen der anderen Gemeinden sich um ihre Aufgaben kümmern dürfen und nicht in endlosen Strukturdebatten ihre Freude am Engagement einbüßen.
  • Ich habe keine Lust mehr, in den Gremien auf die sich in kleinen Schritten ändernde Zukunft hinzuweisen. Wir sollten einen großen Schritt machen und damit vernünftig arbeiten.

Was habe ich in den bestehenden Gremien gehört?

  • Viele Ängste! „Wenn wir unsere Selbständigkeit aufgeben, wir dem zustimmen, dann können wir uns in unserem Ort nicht mehr sehen lassen.“
  • Viele Emotionen! „Wir haben so lange so viel für unsere Eigenständigkeit getan. Wir wollen das so nicht.“
  • Sachliche Einsicht! „Wahrscheinlich geht es nicht anders.“
  • „Wir müssen das sehr behutsam den Menschen vermitteln, ihnen die Angst nehmen, dass ihre Kirche dadurch geschlossen wird.“
  • „Dann höre ich auf mit meinem Ehrenamt.“

Bei dem Engagement, das ich in den vier Gemeinden erlebe, ist es vollkommen logisch, dass dort auch Emotionen auftreten. Anders wäre dieses Engagement auch gar nicht möglich.

Ein paar Sätze, die ich oft gehört habe….

  • Was ist mit unserem Friedhof in Hehn? (Die Entscheidungen hierzu fallen in Hehn!)
  • Sind die in Rheindahlen nach ihrer Sanierung jetzt so pleite, dass sie die kleinen Pfarren vereinnahmen? (Nein, heutiges Geld der „Kleinen“ bleibt deren Geld und zukünftiges Geld wird nach einem gemeinsam erstellten Schlüssel aufgeteilt)
  • Sitzen dann nur noch Rheindahlener im Kirchenvorstand? (Da müssen sich alle 4 bisherigen Pfarren gut aufstellen. Ich hoffe aber, eine demokratische Lösung zu finden, damit zumindest nach der ersten Wahl alle heutigen Pfarren vertreten sind. Da müssen alle einfach aus ihrer Sicht klug und vertrauensvoll sein.)
  • Der Pastor krempelt hier alles um. (Wie in jedem Großunternehmen muss ich hier Entscheidungen der Geschäftsleitung mittragen bzw umsetzen. Innerhalb dieser Entscheidungen suche ich das Machbare: für Sie und für mich.)
  • Heißt dann unsere Kirche nicht mehr St. Matthias? (Für alle Kirchen ist grundsätzlich durch den Bischof verfügt, dass sie ihren Namen behalten. Ich gehe davon aus, dass St. Helena die Pfarrkirche und die drei anderen Filialkirchen werden, alle ihre Namen behalten und dass wir uns noch verständigen, welchen Namen die neue Pfarrei trägt.)

Nochmal zurück zum Anfang
Ausgangspunkt ist die Erklärung des Bischofs, die Bildung der 71 KGV zum 01.01.2010 abgeschlossen zu haben. Wir müssen jetzt handeln, daran führt kein Weg vorbei. Die Frage ist: Gehen wir nur so weit mit, dass wir die Minimalanforderungen des Bischofs erfüllen oder gehen wir mit einem Mal einen großen Schritt und haben mit einiger Sicherheit auf Jahre hin Ruhe in den Strukturdiskussionen?

Und jetzt geht die Diskussion los
Zunächst einmal hoffe und vertraue ich auf eine sachliche Basis bei allen Diskussionen. Was führt unsere vier Rheindahlener Gemeinden in eine gute Zukunft, sowohl als Verbund wie auch als einzelne Gemeinde? An vielen Stellen rechne ich mit konstruktiven Diskussionen, deren Ergebnisse heute noch offen sind. Leider läuft vermutlich auch die Gerüchteküche an, da mancher, der viel redet, deutlich weniger weiß. Spekulationen werden ins Kraut schießen.
Was Sie hier jetzt und in Zukunft lesen, dazu steht mein Name da. Was jetzt und in Zukunft- leider auch in meinem Namen - erzählt wird, das kann ich nicht kontrollieren.

Ihr Pastor Harald Josephs

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