Das Konzil ist angekommen, Pfarrer Leo Eißen (1973-2006)

Leo Eißen wurde am 3. Dezember 1973, zufälligerweise einem autofreien Sonntag, im Alter von 40 Jahren als Pfarrer von Hehn eingeführt. Es gab einen festlichen Empfang in der Turnhalle. Er entstammte einer Bauernfamilie aus Birgelen (Stadt Wassenberg/Kreis Heinsberg), wo er am 10. März 1933 als jüngster Sohn von drei Kindern geboren worden war. Nach dem Abitur in Erkelenz und dem Studium der Philosophie und Theologie in Mainz und Innsbruck empfing er am 12. März 1960 die Priesterweihe im Aachener Dom.

Bis 1964 war er Kaplan in Baesweiler (Kreis Aachen) und von 1964 bis 1969 in Mönchengladbach-Neuwerk. Von 1969 bis 1973 versah er das Amt des Pfarrers von Lendersdorf (Stadt Düren). Zu seinem Weihejahrgang gehörten auch Propst Edmund Erlemann, der Kirchenhistoriker Professor Dr. Erwin Gatz und der Nichtresidierende Domkapitular Josef Weber. Anders als sein Vorgänger hatte er keine „Eifeljahre“ hinter sich, sondern war in ähnlich strukturierten Pfarren tätig gewesen.

Renovierung der Kirche

Unter Pfarrer Eißen musste die Kirche weiter renoviert werden. Bis 1980 wurde der Außenbau erneuert, der viele sichtbare Schäden aufwies, was nach mehr als hundertzwanzig Jahren nicht weiter verwunderlich ist. Dann folgte in zwei Bauabschnitten bis 1983 eine weitere umfassende Neugestaltung des Innenraums. Dabei wurde eine leicht erhöhte Altarinsel geschaffen und in die Mitte des Oktogons ein neuer Altartisch unter Verwendung des Marmors aus dem Altar von 1959 gestellt. Um ihn wurden in einem Halbrund im Oktogon Bänke aufgestellt. Die Gemeinde sollte sich um ihn als Communio, als Mahlgemeinschaft, versammeln.
Damit rückte er in den Mittelpunkt der Kirche und wurde das Zentrum für die Feier der Eucharistie, wie es das Zweite Vatikanische Konzil vorgesehen hatte. Das Konzept geht auf den 2007 verstorbenen Architekten Professor Karl Otto Lüfkens aus Krefeld zurück. Er und Pfarrer Eißen wollten damit etwas Neues schaffen, um dem veränderten Verständnis der Liturgie Rechnung zu tragen. 1989 wurde ein aus Frankreich stammender, wohl Anfang des 20. Jahrhunderts geschaffener Sakramentsaltar an der Chorwand aufgestellt.
Seit 2007 ist der frühere Mittelgang wiederhergestellt.
1975 erhielt die Kirche vier neue Glocken, welche die Firma Johannes Mark und Sohn in Brockscheid (Stadt Daun/Kreis Vulkaneifel) gegossen hatte. Sie haben die Namen der Pfarrpatronin Maria für Heiligenpesch, Josef für den Ortsteil Hansenend, Michael, Patron der gleichnamigen Bruderschaft, für den Ortsteil Wolfsittard und Rochus für den Ortsteil Heckenend (Hickenend).
Am 3. September 2005 wurde der neue Kindergarten, gelegen zwischen Pfarrhaus und Pfarrheim, eingeweiht.
Auch in der Zeit Pfarrer Eißens blieb der Gemeinde nicht erspart, große Summen für die Erhaltung der Kirche auszugeben. 1997 musste der Dachreiter auf dem Oktogon von Grund auf saniert werden.
In den Auseinandersetzungen mit den städtischen Behörden um die Erhaltung des seit 1857 kircheneigenen Friedhofs siegte die Pfarre 1985.

Die Stunde der Laien

Schon früh übertrug Pfarrer Eißen in Zusammenarbeit mit Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat den Laien Aufgaben u.a. als Kommunionhelfer, Lektoren, Tischmütter (Kommunion- und Firmungsvorbereitung) und schulte sie eingehend. Im Liturgiekreis diskutierte er gründlich die Gestaltung von Gottesdiensten und bereitete die Mitglieder auf die spätere Übernahme und Gestaltung von Wortgottesdiensten mit Kommunionfeier vor und stellte dafür und für andere Dienste Mappen mit Unterlagen zusammen.

Vorschläge von Laien für besondere seelsorgerische Aktivitäten griff er oft auf. Außerdem bereitete er sie darauf vor, Beerdigungen zu übernehmen und setzte sie ab 1993 für den Krankenbesuchsdienst und für die Krankenkommunion ein.
Vorausschauend hatte er erkannt, dass bei dem zunehmenden Priestermangel die Gemeinde stärker auf sich selbst gestellt sein würde. Deshalb sollten die Pfarrangehörigen als Gemeinschaft lernen, in der Not zusammenzustehen. Nicht von ungefähr nannte Pfarrer Eißen 1991 einen Besinnungstag „Der Einzelne und die Gemeinde und der Einzelne in der Gemeinde“.
Als er ab 1992 immer mehr unter einer schweren Krankheit litt, konnte das Pfarrleben durch die früh begonnene Schulung der Laien aufrecht erhalten bleiben. Die Gemeinde wusste, was sie zu tun hatte, um ihren Pfarrer, der die Krankheit mit großer Tapferkeit und vorbildlichem Gottvertrauen ertrug, spürbar zu entlasten. Als er nicht mehr selbst Auto fahren konnte, richtete sie einen Fahrdienst ein. Andere übernahmen Aufgaben im Pfarrhaus.

Hehn bekommt eine Gemeindereferentin

Am 1. Januar 2000 benannte der Aachener Bischof die 1970 in Dillingen/Saar geborene Vinzentinerin Stefanie Kallenborn, die in der Schwesterngemeinschaft des St. Josefshauses in Hardt wohnt, zur Gemeindereferentin für die Pfarrgemeinden der Weggemeinschaft St. Mariä-Heimsuchung Hehn mit St. Christophorus Dorthausen und St. Matthias Günhoven.
Schnell arbeitete sie sich in den drei Gemeinden ein und übernahm die Koordinierung der Kommunion- und Firmvorbereitung, den Religionsunterricht in den beiden Katholischen Grundschulen, die Begleitung der Kindergärten sowie die Ausbildung von Wortgottesdienstleitern und -leiterinnen u.a.m. Wegen ihres offenen und freundlichen Wesens und ihrer verbindlichen und kompetenten Arbeitsweise wurde sie bald zur Anlaufstelle für alle, für Mann und Frau und für die ortsansässigen Vereine und Gremien.
Trotz dieser vielen Aufgaben, die sie übernehmen musste, drängte sie den zunehmend durch seine Krankheit behinderten Pastor Eißen nicht in den Hintergrund und vertrat loyal seine Linie.

Bewahrung des Glaubens

Intensiv bemühte sich Pfarrer Eißen in einer Zeit der Entkirchlichung, die Kirche als religiösen Mittelpunkt zu erhalten und Alt und Jung an sie zu binden. 1974 richtete er die Altenstube 1979 ein und rief 1987 einen Bibelkreis ins Leben.

Besonders engagierte er sich ab 1974 in der Jugendpastoral: 1980 entstand auf seine Initiative hin die Landjugend. 1988 begann er mit Jugendfahrten.
Er organisierte Wandertage, Zeltlager und Jugendherbergsaufenthalte und stand Pate bei der Entstehung eines Jugendchors. Ab 1979 wurde der Missionsgedanke wiederbelebt und mit einem Missio-Kasten, mit Unterstützung von Projekten in der Dritten Welt und der Priesterausbildung. 1993 richtete Pfarrer Eißen die sogenannten Frühschichten am Morgen mit anschließendem Frühstück ein. Im gleichen Jahr gründete er Familienkreise und ließ in der Fastenzeit in fünf Predigtgottesdiensten, darunter eine Predigt eines evangelischen Pfarrers, fragen „Glauben, wie geht das?“. Während des Ersten Balkankriegs hielt er im Mai 1993 eine Friedenswallfahrt ab. Ein Jahr später begründete er die Kinderbibelwoche.
Er führte wieder das Rosenkranzgebet vor der Sonntagsmesse ein, hielt dienstags eine Pilgermesse, feierte den Priesterdonnerstag, belebte die Totenwache der Nachbarschaft in der Kirche am Abend vor dem Begräbnis, gestaltete eigene Jugendmessen und hielt Bußgottesdienste.

Priesterliche Helfer in der Not

Schon immer hatten die Hausgeistlichen des Hehner Klosters bei den Gottesdiensten ausgeholfen. Durch die sich verschlimmernde Krankheit Pfarrer Eißens wurden sie noch stärker gefordert. Von ihnen seien genannt: Pfarrer Wilhelm Nilkens (1897-1979), Pater Theo Venhovens (1910- 1983), der dem Orden der Weißen Väter angehörte, Pfarrer Wilhelm Klingen (1910-1995) und Pfarrer Ferdinand Lützenrath (Jahrgang 1925).
In Günhoven half der von dort stammende Pfarrer Anton Busen (1911-1989) nach seiner Pensionierung aus und im Dekanat Mönchengladbach Süd-West der Lazarist Dr. Lambert Ramakers (1929-1990). Er stammte aus Kessel bei Venlo in den Niederlanden und war Professor für Moraltheologie am Katholischen Institut in Eindhoven gewesen. Von Oktober 1992 bis Mai 1993 war dann Br. Lukas Jünemann, der dem Orden der Armen Brüder des hl. Franziskus Seraphikus angehört, Subsidiar in Süd-West.

Das Besondere an Leo Eißen

Überall, wo Leo Eißen als Geistlicher wirkte, gründete er ein Jugendblasorchester, so auch in Hehn und gliederte es in den Sportverein der Deutschen Jugendkraft (DJK) Hehn ein. Er sah darin eine Möglichkeit, junge Menschen zu gewinnen und für die Kirche zu interessieren. Obgleich er kein Musikinstrument spielte, war die Musik für ihn „das Herzstück seiner Jugendarbeit“, wie er selbst einmal sagte. Eine andere Besonderheit war das von ihm 1966 ins Leben gerufene Ferienwerk in Osttirol, wo er günstige Ferienaufenthalte, insbesondere für Kinder und Jugendliche anbot und ab 1970 ein eigenes Gästehaus unterhielt. Hier besaß er sogar eine Schankkonzession.
Der Ort Hinterbichl in Osttirol war ihm zu einer zweiten Heimat geworden.


„Bubenhaus“ der Wiener Sängerknaben in Hinterbichl vor dem Brand am 3. April 1993

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