Großer Plattdeutsch Abend 2013

Mit mehr als 60 Personen sitze ich am Montagabend im Pfarrheim Hehn. Der Verein Talk-About-Us (TAU) hat zum elften großen Plattdeutschabend eingeladen.
Ich bin ein wenig angespannt. Werde ich wohl alles verstehen, was die Gladbacher Mundart-Autoren erzählen? Denn mein letzter Ausflug in die Welt des "Jlabbacher Dialektes" liegt mehr als 20 Jahre zurück.

 

Als Klaus Cörstges das Wort in Hochdeutsch an Publikum richtet, wird es ruhig im Saal.
Dankbar für den leichten Einstieg, entspanne ich mich etwas. "Ursprünglich sollten die jungen Leute an die Plattdeutschabenden an die Mundart herangeführt werden. Aber das hat nicht so ganz geklappt", sagt Cörstges und kann sich ein bitteres Lachen nicht verkneifen. Recht hat er, denn mit Anfang 30 bin ich die Jüngste im Raum. Die Frauen neben mir nicken zustimmend. Eine sagt, dass sie es schade findet, dass die Jugend nicht mehr kommt - denn so stirbt die Mundart aus.

Ehe ich mich versehe und mir darüber Gedanken machen kann, beginnt Helmut Lenzen auch schon "op Platt zu kalle". Er ist einer von fünf Mundart-Autoren, die an diesem Abend ihre Geschichten vortragen. Überrascht stelle ich fest, dass ich Lenzens Erzählung "Janz angesch" gut folgen kann. Sie macht mich nachdenklich. Denn Helmut Lenzen fragt sich, warum ausgerechnet in der Vorweihnachtszeit so viel gespendet wird, um Hunger und Not zu bekämpfen. Krieg und Armut gibt es das ganze Jahr und nicht nur an Weihnachten. Für seine ernsten Worte erhält Lenzen viel Applaus. Um die Stimmung wieder aufzulockern, erzählt er dann das lustige Erlebnis eines Mannes, der versucht, die Einkäufe seiner Frau mit einer "Schuuvkaar" zu erledigen und an der Mission kläglich scheitert. Ich ertappe mich dabei, wie ich lachen muss.

Die nachfolgenden Mundart-Autoren erzählen ebenfalls Heiteres, Besinnliches oder Ernstes. So macht Reiner Steppkes auch nicht vor dem Weltuntergangsgedanken halt. Er erzählt die Geschichte zweier Mayes, die am 22. Dezember bei ihm vor der Haustür standen und ihm einen neuen Kalender verkaufen wollten. "Wenn es nach ihm jinge, dann wörr Vieles angesch". Doch "et kütt wie et kütt". So auch bei Jupp, der nicht der Hellste war, aber ein Mann wie ein Baum. Am Radfahren und Fußballspielen ist er gescheitert, bis er schließlich beim Boxen seine Erfüllung fand und endlich mal "jewonne hät".

Die Senioren hören aufmerksam zu, lachen viel und haben Spaß. Nach einer Stunde merke ich, dass meine Konzentration nachlässt. Der Humor der älteren Generation ist ein anderer. Und auch die Themen, mit denen die sich beschäftigen. Nichtsdestotrotz ist die Jlabbacher Mundart charmant und ein wichtiges Kulturgut unserer Stadt, die auch meine und nachfolgende Generationen bewahren sollten.

Text: Silvana Brangenberg, Rheinische Post

Mehr als 60 Besucher folgtem dem 11. Große Plattdeutschabend im Hehner Pfarrheim.

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