Heiligenpesch ist das Zentrum der Honschaft Hehn
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- Veröffentlicht: Montag, 22. Dezember 2008 00:00
- Geschrieben von Ingo Lenzen
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Heiligenpesch Die Muttergottes wohnt in Hehn. Besser gesagt im Zentrum der Honschaft: in Heiligenpesch. Umbraust von der Hauptverkehrsstraße der Honschaft hat sie es richtig gemütlich. In einer kleinen Kapelle, direkt vor der Pfarrkirche St. Mariae Heimsuchung. Seit Jahrhunderten pilgern Menschen zu ihr, seit 1983 auch die Schützenbruderschaft. Zum Weihnachtsfest bekommt sie nochmal richtig viel Besuch: zum Kindergottesdienst und zur Christmette.
Gemanagt wird sie von Schwester Stefanie, Gemeindereferentin des Ortes. Seit acht Jahren wirkt die 38-jährige Vinzentinerin, die in der Schwesterngemeinschaft des St. Josefhauses in Hardt lebt, in Heiligenpesch. „Ich würde nie weg wollen, denn ich weiß, was ich hier habe“, sagt Schwester Stefanie.
Denn in Heiligenpesch lebt die Kirche. Hier hat der ehemalige Pfarrer Leo Eißen, zu Zeiten in denen Gotteshäuser sich leerten, eine Altersstube, einen Bibelkreis und die Landjugend gegründet. „Und auch noch heute lebt die Gemeinde von dem hohen Engagement der Menschen“, sagt Schwester Stefanie. So wurde jüngst, vor fünf Jahren, ein Projekt aus dem Boden gestampft, das schon beinah zum Scheitern verurteilt war. Der Hehner Kirchenvorstand schaffte es trotz leerer Kassen nach langjährigen Bemühungen, unendlicher Geduld und zähen Verhandlungsgeschick zwischen Land, Stadt und Bistum hinter dem Pfarrhaus, einen modernen Kindergarten zu bauen. Der eingeschossige Bau aus weißem Stein und Holz bietet den Kleinen helle Räume und eine großräumige Küche. „Unser ganzer Stolz“, sagt Josef Tillmanns (76).
Zum ganzen Stolz der Hehner gehört aber auch die Tuffstein-Grotte der 14 Nothelfer hinter der Pfarrkirche, die vom damaligen Pfarrer Jöbges 1894 angelegt wurde. Über einen Treppenlauf ist die Grotte zu erreichen. Beim Gang über die Stufen passiert man die einzelnen Heiligen-Figuren aus Terrakotta. Einen regelrechten Skandal löste das Verschwinden der Heiligen Barbara aus. Sie wurde, nach der Nachtwallfahrt der Schützenbruderschaft im Jahre 2004 regelrecht entführt. Empört fragten sich damals die Hehner: „Wo ist bloß die Heilige Barbara hin?“ Gefunden hat die 80 bis 90 Zentimeter große Figur einen Monat später eine Spaziergängerin in der Landwehr.
Barbara steht wieder auf festem Sockel in der Grotte und alles geht seinen gewohnten Gang in der Honschaft, von der man sich wundersame Geschichten erzählt. Eigentlich eher von Hehns Zentrum: Heiligenpesch. Hier soll vor hunderten von Jahren nur Wald gestanden haben. In diesem Wäldchen habe ein Ackersmann zusammen mit seinem Sohn nach getaner Arbeit ein Vater Unser gesprochen und danach ein Marienbildchen gefunden. Daraufhin wurde eine hölzerne Kapelle gebaut, um die Gnadenmutter darin würdig zu verehren. Seither suchen Gläubige in der Kapelle Trost und Hilfe. Gravieren inzwischen ihre Dankesworte in Stein, wenn Maria ihnen geholfen hat. Der Grund, warum Hehn Wallfahrtsort geworden ist.
Hehn war aber auch mit seiner Landwehr Kulturlandschaftspfad der Euroga 2002 plus und beherbergt 18 Vereine. „Das Vereinsleben ist wirklich schön“, sagt Josef Tillmann, der auch in dem Ort geboren wurde und den Fleck sein Zuhause nennt. Inzwischen probt der 40-köpfige Chor in der Kirche in engelsgleichen Gesängen. Ein Weihnachtsmusical wird vorbereitet. „Mit modernen Liedern werden die Sänger die Geschichte von Jesus Geburt erzählen“, sagt Schwester Stefanie und freut sich auf den Abend.
Noch mehr aber freut sich die Gemeindereferentin über die ehrenamtliche Arbeit der Hehner Schneiderin Gertrud Dresen. Seit Jahrzehnten kümmert sie sich um die Instandhaltung der Messgewänder und hat anlässlich des Heiligen Abends die Stickerei von einem alten Gewand auf ein neues genäht. Darauf zu sehen: Die Muttergottes, die das Jesuskind auf dem Arm trägt. „In Hehn packen einfach alle an. Das ist wahnsinnig schön“, sagt Schwester Stefanie. Muttergottes dankt es ihren treuen Besuchern mit stets offenen Türen.
Quelle: Rheinische Post
