Eine Geschichte aus dem Mittelstand
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- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Oktober 2008 00:00
- Geschrieben von Ingo Lenzen
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Es war am 22. Oktober 1883, als Wilhelm Balthasar Rademacher seiner Frau überraschend mitteilte: "Schatz, ich mach mich selbstständig." Oder so ungefähr.
Und weil Wim Rademachers Urgroßvater dies tat, kann die Tischlerei Rademacher und Sohn in diesem Monat ein besonderes Jubiläum feiern: das 125-jährige Bestehen eines mittelständischen Betriebes.
So häufig ist das nicht. "Darauf sind wir stolz", sagt Wim Rademacher (40), der die Tischlerei in vierter Generation führt. Nur hat das Unternehmen heute mit dem Ein-Mann-Betrieb von damals nicht mehr viel gemein. Es ist eine 125-jährige Mittelstandsgeschichte.
Wilhelm Balthasar Rademacher, Wim Rademachers Urgroßvater, begann als Bildhauer und Schnitzer. Für die Kirche in Hehn schitzte er Altäre und einen Beichtstuhl. Gute deutsche Eiche, handgefertigt. Noch heute gehören die Stücke der Kirche. Zuerst lieferte der alte Rademacher seine Waren zu Fuß aus. Irgendwann konnte er sich ein Pferd mit Wagen erlauben.
Nach dem Krieg - Franz Xaver Rademacher hatte den Betrieb längst übernommen - lieferte die Firma die fertigen Stücke erstmal per Fahrrad aus.
Erst in den 60ern gab es das erste Auto. "Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir einen einzigen Firmenwagen hatten. Und mit dem brachte meine Mutter die Arbeiter morgens zu den Baustellen hin und holte sie abends wieder ab", sagt Wim Rademacher. Mittlerweile umfasst der Fuhrpark hingegen fünf Firmenfahrzeuge.
1997 übernahm Wim Rademacher die Firma von seinem Vater Franz-Josef, der seit 1962 die Firma geleitet hatte. "Es war ein langer Kampf mit den Behörden, dass wir den Namen mit dem Zusatz 'und Sohn' beibehalten durften. Aber das war mir wichtig", sagte Rademacher.
Mittlerweile zählen keine Kirchen mehr zum Kundenstamm, es wird nicht mehr per Hand geschnitzt. In dem 16-Mann-Betrieb fertigen computergesteuerte Maschinen in letzter Instanz hauptsächlich Massivtreppen und Innenausbauten.
Kunden sind Arztpraxen, Privatkunden oder auch Krankenhäuser. Aus dem Familienbetrieb wurde eine GmbH & Co. KG, Michael Nennen stieg als Gesellschafter ein.
Von alledem hatte der Wilhelm Balthasar Rademacher 1883 keine Ahnung. Eines jedoch hat Wim Rademacher von seinem Urgroßvater behalten: Wilhelm Balthasar Rademacher schnitzte einst ein aufwändig verziertes Wohnzimmer. Es ist heute das Besprechungszimmer der Firma.
Quelle: rheinische post
Tolle Party
Am 24. Oktober startete die Party zum Jubiläum in den Räumen der Tischlerei (u.a. in einem Anbau-Rohbau). Alles was Rang und Namen hat war vertreten. Oberbürgermeister Norbert Bude ließ es sich nicht nehmen zu gratulieren und den Mittelstand zu loben. Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer und Vertreter von Vereinen und Verbänden waren dabei und gratulierten. Es gab Urkunden und Blumen und zur Unterhaltung spielten "Kings for a Day".
So eine Party gab es bei einem Firmenjubiläum noch nie in Hehn. Gratulation auch von TAU und weiterhin "Gottes Segen für das ehrbare Handwerk"