Die erste nach Plänen von Vincenz Statz vollendete Kirche

Die erste nach Plänen von Vincenz Statz vollendete Kirche

Vincenz Statz (1819-1898) hat in seinem Leben mehr als hundert Kirchen und Kapellen gebaut, darunter den neuen Dom in Linz an der Donau, der 1862 begonnen, aber erst 26 Jahre nach seinem Tod, 1924 vollendet worden ist. Neben diesem Bauwerk zählt die Basilika in Kevelaer (Kreis Kleve) zu seinen bedeutendsten Werken.

In Mönchengladbach stehen außer in Hehn vier weitere Kirchen, die auf ihn zurückgehen: Hardt, Venn, Lürrip sowie Rheydt-St. Marien. Letztere ist aber nach dem Zweiten Weltkrieg grundlegend verändert worden.

Außerdem hat Statz höchstwahrscheinlich auch den Entwurf für das Krankenhaus Maria Hilf 1859 geliefert. Ferner ist er an der Restaurierung des Gladbacher Münsters zu Zeiten Halms beteiligt gewesen.Die Hehner Kirche aus dem Jahr 1853 ist die früheste, die nach seinem Plan vollendet wurde. Zwar wurde St. Klemens in Braunsrath (Gemeinde Waldfeucht/Kreis Heinsberg) schon 1848 begonnen, aber erst 1856 fertig gestellt.

Statz hatte an der Kölner Dombauhütte gelernt und 1847 mit eigenen Arbeiten begonnen. Ab Beginn der 1850er Jahre überprüfte er die Bauplänefür Kirchen und Kirchenrestaurierungen in der Erzdiözese. 1863 wurde er zum Diözesanbaumeister ernannt. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der neogotischen Architektur in Deutschland. Die Neogotik war eine Wiederaufnahme des mittelalterlichen Baustils ab der Mitte des 12. Jahrhunderts. Seit 1852 war sie in Köln verbindlich. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die Hehner Kirche in diesem Stil erbaut worden ist. Sie ist in Backstein mit Gesimsen, Sockeln und Maßwerk in Werkstein errichtet und in sehr schlichten Formen gehalten.

Von ihrer Ausstattung haben sich die Muttergottesstatue über dem Eingang und der Taufstein erhalten.

Wer die Kirche heute betritt, trifft seit 2007 auf den alten Taufstein. Er erinnert die Eintretenden an ihre Aufnahme in die Gemeinschaft der Christen und macht zeichenhaft deutlich, dass die Taufe am Beginn des Weges in die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen steht (G.Fleischer/A. Saberschinsky). Sie ist die Tür zur Kirche und berechtigt zur Teilnahme am kirchlichen Leben.Neben dem Taufstein gehören zum „Urbestand“ die beachtlichen Kreuzwegsstationen aus den Jahren 1860 bis 1863 und die sieben Teppichfenster, die bis 1877 in der Werkstatt des niederländischen Glasmalers Frans Nicolas in Roermond entstanden sind.In den Altar wurden Partikel von Reliquien der Heiligen Ursula, Gereon und der beiden Ewalde eingemauert.Ihr Gedächtnis wird besonders in Köln gefeiert. Sie wurden ausgewählt, um die Zugehörigkeit Hehns zum Kölner Erzbistum auch auf diese Weise zu dokumentieren. Seit dem Mittelalter war es Brauch, Reliquien des Heiligen im Altar unter der Altarplatte zu deponieren, welcher der Kirche seinen Namen gab.
Da Hehn Mariä Heimsuchung geweiht war, gab es damit ein Problem.Wegen der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel konnte es nur wenige Reliquien von ihr geben wie etwa Haare, Nägel, Zähne. Davon sah man ab, ebenso wie die Entnahme von Fasern aus Maria zugeschriebenen Kleidungsstücken, wie sie etwa in Aachen aufbewahrt werden. Deshalb begnügte man sich mit Kölner Reliquien.

Vincenz Statz (1819-1898) aus: H.Vogts, Vincenz Statz, Mönchengladbach 1960