125 Jahre Pfarre Hehn - Theodor Joebges, Pfarrer von Hehn (1888-1916)

Mit dem Weggang von Pfarrer Richard Bertram aus der Pfarrgemeinde St. Mariä-Heimsuchung Hehn scheinen sich die hochfliegenden Pläne einer dringend notwendigen Kirchenerweiterung zu zerschlagen. "Welche Vorstellungen hat ein neuer Pastor von diesem Vorhaben? Wie lange wird es dauern, bis etwas geschieht?" so fragen sicherlich manche besorgte Gemeindemitglieder.

 

Schon am 30. November 1888 ernennt der Erzbischof von Köln den Vikar Theodor Joebges zum neuen Pfarrer von Hehn.
Theodor Joebges - am 14. September 1840 in Rheydt geboren, Gymnasiast in M.Gladbach und Neuß, theologische Studien in Bonn, am 23.4. 1865 im Dom zu Köln zum Priester geweiht - ist ein erfahrener Priester; 23 Jahre war er Vikar in Birgelen, Dekanat Wassenberg. Im Kulturkampf übte er die Seelsorge als Pfarrverweser in den Gemeinden Orsbeck und Myhl aus. Als Redakteur des Erkelenzer Sonntagsblattes sprach er, wie es in seinem späteren Nachruf heißt, "mächtig und eindrucksvoll zu den Herzen der Gläubigen".

Jetzt hat der 48jährige Seelsorger endlich eine eigene Pfarre mit vielen Aufgaben.

Im Hehner Pfarrhaus läßt es sich anscheinend ordentlich leben, wenn auch die Bezüge des Pfarrers mäßig sind. Im Zustandsbericht vom 8.1.1889 des Dechanten Wiedemann aus Odenkirchen heißt es:
"Das massive Pfarrhaus befindet sich außer kleinen Reparaturen in gutem Zustand. Der Kirchenvorstand ließ noch in letzter Zeit fünf Zimmer mit Tapeten neu bekleiden. Der Pfarrgarten und die Baumwiese sind schön in der Anlage."
Am 30. Dezember 1888 wird der neue Pfarrer durch den Herrn Dechanten Wiedemann unter der Assistenz des Herrn Domkapitulars und Dompfarrers Camphausen von Köln, Definitor Pfarrer Kappes von Rheydt, Oberpfarrer Beys von Rheindahlen, Pfarrer Mertens von Hardt, Pfarrer Mürriger von Venn und anderer geistlicher Freunde in das Hehner Pfarramt eingeführt.
"Die Pfarre Hehn hat alles aufgeboten um dem neuen Pfarrer einen würdigen Einzug in seine neue Pfarre zu bereiten; 23 Ehrenpforten waren errichtet und jedes Haus und Häuschen war auf das prächtigste geschmückt. Ein großer Fackelzug und eine imposante Festversammlung beschlossen die Feier des für die Pfarre und den Pfarrer so bedeutungsvollen Tages.

Voller Eifer stürzt sich Pastor Joebges in die Arbeit. Für einen Erweiterungsbau der viel zu kleinen Pfarrkirche liegen Pläne von Regierungsbaumeister Julius Busch aus Neuß bereit, die bereits die erzbischöfliche Zustimmung gefunden haben. Obwohl der neue Pfarrer erst wenige Wochen im Amt ist, übernimmt er die Erweiterungspläne seines Vorgängers und setzt sie unverzüglich in die Tat um. Er hat zunächst - außer der erzbischöflichen Zustimmung und einer großen Begeisterung der Hehner für das Bauvorhaben - nichts Konkretes in Händen, das schwierige Vorhaben zu verwirklichen.

Im Protokoll der kirchlichen Gemeindevertretung zu Hehn vom 27. Januar 1889 heißt es:
"..Der Vorsitzende teilte mit, daß der Kirchenvorstand in einer heute morgen stattgefundenen Sitzung einstimmig beschlossen habe, den notwendigen Vergrößerungsbau der hiesigen Kirche mit aller Kraft ins Werk zu setzen. Der Kirchenvorstand wünsche nun auch die Ansicht der kirchlichen Gemeindevertretung in dieser Angelegenheit zu vernehmen. Sämtliche Mitglieder stimmten mit großer Freude dem Beschluß des Kirchenvorstandes zu und sprachen einstimmig den Wunsch aus, daß mit dem Vergrößerungsbau recht bald begonnen werden möchte.
Zugleich erklärten sich alle einstimmig damit einverstanden, daß die zur Bestreitung der Baukosten erforderlicheSumme von 40.000 Mark leihweise gegen 4% aufgenommen würde; und erteilten dem Kirchenvorstand die Autorisation zur Aufnahme dieser notwendigen Gelder. Auch war die kirchliche Gemeindevertretung einverstanden mit der beabsichtigten jährlichen Amortisation von 1.500 Mark."

Die Pfarrchronik berichtet weiter:
Da galt es Hand anzulegen an das schwierige Werk des Vergrößerungsbaues der Kirche. Doppelt schwierig war das Unternehmen, da außer dem fertigstehenden Ziegelofen gar nichts, auch gar kein Geld vorhanden war, um das schwierige Werk zu beginnen. Jetzt war guter Rat teuer. Die Königliche Regierung hatte die Genehmigung noch nicht erteilt, und erst nach langen Verhandlungen traf am zweiten Sonntag in der Mariä-Heimsuchungs-Oktav die Genehmigung ein mit dem Bemerken, eine Anleihe könnte wegen der Armut der Gemeinde nicht genehmigt werden und wolle der Kirchenvorstand doch jetzt bauen, so müsse er sehen, auf anderem Wege das Geld zu beschaffen. Doch dieser Weg wurde durch Gottes Hilfe und wohl sicherlich durch die Vermittlung der lieben Gottesmutter, zu deren Ehre und Verherrlichung das alte Gotteshaus vergrößert werden sollte, recht bald gefunden. Zwanzig wohlhabende Pfarrgenossen mit dem Pfarrer an der Spitze bildeten das Baukomitee und nahmen unter Genehmigung der erzbischöflichen Behörde auf ihren Namen und ihre Verantwortung eine Anleihe von 40.000 Mark auf, die dann durch freiwillige Beitrage der Pfarrgenossen und aus den erübrigten Revenüen (Einkünfte) der Kirchen verwaltung im Laufe der Jahre amortisiert werden müssen..."

Am 14. Mai 1889 wird mit dem ersten Spatenstich der Erweiterungsbau begonnen. Der aufmerksame Leser kann feststellen, daß die Verantwortlichen ohne Genehmigung der königlichen Regierung und ohne finanzielle Absicherung das Bauvorhaben angehen. (14.5.1889 erster Spatenstich - die Genehmigung der Regierung trifft am zweiten Sonntag der Mariä-Heimsuchungs-Oktav ein, also am 9. Juli 1889.) Die Steine werden im pfarreigenen Ziegelofen neben dem Friedhof gebrannt. Die Ziegelbrenner sind so fleißig, daß sie noch im gleichen Jahr auch die Steine zur neuen Küsterei liefern können. Der Kirchenbau wird zügig vorangetrieben und bald fertiggestellt. Schon am 4. Mai 1890 kann Pfarrer Joebges anläßlich der Feier seines 25jährigen Priesterjubiläums, nachdem er mit erzbischöflicher Erlaubnis den Neubau benediziert hat, das erste Meßopfer unter großer Anteilnahme der benachbarten Geistlichkeit und der Hehner Bevölkerung feiern. Am 29. Mai 1890 wird die Kirche durch den Weihbischof Dr. Antonius Fischer von Köln feierlich konsekriert. Der Chronist schreibt:
"Nach den Konsekrationsfeierlichkeiten zelebrierte der hochwürdige Herr Weihbischof ein Pontifikalamt, bei welchem sämtliche anwesenden Geistlichen assistierten. Nach dem Credo bestieg der hochwürdige Herr Konsekrator die neue Kanzel, erklärte die Bedeutung der Konsekration einer Kirche und ermahnte die Hehner Pfarrgenossen zum eifrigen andächtigen Besuche ihres wunderbar schönen Gotteshauses, und sich allzeit als würdige Hüter ihres lieblichen Gnadenbildes und innige Verehrer der allerseligsten Jungfrau Maria zu erweisen."
Nachdem die Kirche vergrößert ist, hört die Bautätigkeit in der Pfarrgemeinde keineswegs auf. Geld scheint allerdings noch immer eine Mangelware zu sein. Der Kirchenvorstand richtet drei Bittgesuche an das erzbischöfliche Generalvikariat, um die "huldvolle Gewährung einer Kirchenkollekte" zur Rückzahlung der Bauschulden von 41700 Mark durchzusetzen. Das dritte Bittgesuch wird am 14. Dezember 1892 genehmigt. Die angespannte Kassenlage hält Pfarrer Joebges und den Kirchenvorstand nicht davon ab, weitere Bauvorhaben zu verwirklichen. Da durch den Kulturkampf die Wallfahrt zum Hehner Gnadenort stark zurückgegangen ist, soll das religiöse Leben in der Pfarre erneuert und die Wallfahrt selbst durch vielfältigere Möglichkeiten des religiösen Tuns gehoben werden. So entstehen in den Jahren 1894 und 1895 die Hehner Grottenanlagen.

Jetzt können an den höchsten kirchlichen Festtagen und an den Marienfesten besonders feierliche Gottesdienste gehalten und Prozessionen mit dem Gnadenbild veranstaltet werden. Die Pfarrchronik erwähnt den Bericht einer katholischen Zeitung aus dem benachbarten Mönchengladbach vom Jahre 1896:
"Die Bewohner von Hehns sind in allen Stürmen ihrer heiligen Mutter, der römischen katholischen Kirche treu geblieben, und die Verehrung der Muttergottes im Heiligenpescher Gnadenort hat besonders in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Durch die eifrigen Bemühungen des Pfarrers Joebges zu Hehn, der zur Entfaltung der Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria vieles beigetragen, ist es auch möglich geworden, ein Meisterwerk seltener Art zu schaffen, um die Verehrung der Gottesmutter noch eifriger zu fördern. Es erhebt sich dort eine herrliche Lourdesgrotte, genau wie die Grotte zu Lourdes. Sie ist aus weißem Tuffstein erbaut. In der bekannten Nische sehen wir die Statue unserer lieben Mutter Maria, wie sie dem gottbegnadeten Kinde Bernadette erschienen ist. Ferner finden wir eine hübsche Grotte des heilgen Rochus, sowie eine unvergleichlich schöne, großartig angelegte Grotte zum Emporsteigen, um an den Bildern der Vierzehnnothelfer vorbei zu gehen und das alles beherrschende Zeichen der Erlösung (Missionskreuz) zu verehren, während im unteren Gewölbe der Grotte die ergreifend schöne Pieta von Achtermann und der Heiland im Grabe ausgestellt ist.

Der Platz vor der Kirche und an den Grotten ist mit schönen Lindenbäumen und Ziersträuchern umgeben. Es macht einen tiefgreifenden Eindruck, wenn man Personen aus allen Ständen durcheinandergewürfelt niederknieen sieht auf dem Platze vor der Gnadenkapelle der allerseligsten Gottesmutter, zu welcher alle voll Vertrauen ihre inständigen Gebete emporrichten. Möge es immer so bleiben, möge die heilige Gottesmutter den frommen Pilgern ein geneigtes Ohr leihen und mögen die Pilger Segen an Leib und Seele dort erlangen für Zeit und Ewigkeit. "

Zur weiteren Verschönerung der Umgebung der Kirche wird 1897 rings um das Kirchengrundstück eine Ulmenallee angelegt, die sich in zwanzig Jahren prächtig entwickelt, dann aber der Ulmenkrankheit zum Opfer fällt. Die Ulmen werden durch Lindenbäume ersetzt. Die Allee wird hauptsächlich als Prozessionsweg der Rosenkranzbruderschaft benutzt, die am 9. Januar 1898 gegründet wird, und der die meisten Pfarrgenossen angehören. Später sollen in der Allee noch vierzehn Kreuzwegstationen errichtet werden. 

Am Feste der Apostelfürsten Petrus und Paulus, dem 29.6.1897, werden drei neue Bronzeglocken durch den Herrn Dechanten Wiedemann feierlich geweiht. Die Lieferfirma ist die Glockengießerei Gebrüder Otto aus Hemelingen.
Neben den kirchlichen Gebäuden wird dem hiesigen Kloster 1890 ein großer Neubau zugefügt, der als Haushaltungspensionat dienen soll. 1896 wird das pfarreigene Krankenhaus durch einen Erweiterungsbau bedeutend vergrößert.
Die Pfarrgemeinde kann 1898 das gegenüber dem Pfarrhaus liegende alte Schulgebäude kaufen. Im Protokoll des Kirchenvorstandes vom 10. August 1898 heißt es:
"Der Vorsitzende teilt mit, daß die Herren Wilhelm Bender und Johann Mäurer, welche von der Gemeinde das alte Schulgebäude zum Preise von 19.200 Mark gekauft haben, bereit sind, das Schulgebäude der Kirche zu demselben Preise als Küsterwohnung zu überlassen. Da wegen der unmittelbaren Nähe der Schule bei der Kirche und dem Kloster der Erwerb derselben für die Kirche durchaus geboten ist und daher alle Pfarrgenossen und auch auswärtige einsichtsvolle Männer entschieden dazu raten, so beschließt der Kirchenvorstand einstimmig, vorbehaltlich der Genehmigung der zuständigen geistlichen und weltlichen Gehörden das Schulgebäude anzukaufen und den Fehlbetrag an der Kaufsumme für das Schulgebäude durch eine Anleihe von 10.000 Mark zu decken. Der Kirchenvorstand beauftragt den Vorsitzenden das Weitere in der Angelegenheit zu veranlassen."
Dieser Beschluß wird den Verantwortlichen nicht leicht gefallen sein, weil die Schuldenlast der Gemeinde schon sehr groß ist, und weil kaum Aussicht besteht, daß sich die allgemeine wirtschaftliche Notlage der kleinen Landwirte und der Fabrikarbeiter bessert.
Pastor Joebges schreibt in einem Erläuterungsbericht zur Finanzlage der Gemeinde am 18. Februar 1899:
"..Durch den Vergrößerungsbau der Kirche und den dringend gebotenen Ankauf des alten Schulgebäudes als Küsterwohnung ist die Pfarrgemeinde mit einer Schuld von 39.000 Mark belastet.
..Es ist der Kirchenvorstand in der schwierigen Lage die jährlichen Zinsen im Betrage von 1.530 Mark und eine jährliche Abschlagszahlung von mindestens 1.000 Mark aus den freiwilligen Leistungen der Pfarrgenossen und den durch die Opfer der Wallfahrtskapelle erzielten Überschüssen der Kirchenrechnung decken zu müssen."
Noch im Februar 1908 beträgt die Restschuld für Kirchenbau und Küstereiankauf 22.000 Mark.
Bei all den baulichen Aktivitäten entwickelt sich reges seelsorgliches Leben in der Gemeinde. Die Rosenkranzbruderschaft hält jeden ersten Monatssonntag eine feierliche Andacht. Es ist allgemein üblich, daß an diesem Tage die Mitglieder zu den Sakramenten gehen. Den festlichen Höhepunkt bildet das Rosenkranzfest mit zusätzlichem Nachmittagsgottesdienst, Festpredigt und feierlicher Prozession mit dem Gnadenbild durch die Allee.
Die 1860 gegründete Schützenbruderschaft vom Erzengel Michael sorgt in jedem Jahr für ein bald über die Pfarrgrenzen hinaus bekanntes Kirchweihfest, das am dritten Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird. Ordnungs- und Vorbeterdienste sind bei den vielen Prozessionen den Bruderschaftlern eine Selbstverständlichkeit.
Eine während der Festoktav von Mariä Heimsuchung im Jahre 1898 abgehaltene Volksmission belebt und vertieft das religiöse Geschehen in der Pfarre; ihr folgen weitere Missionserneuerungen.
Die Zahl der Neukommunionkinder beträgt in den Jahren 1889 bis 1900 abwechselnd zwischen 30 und 40; im Jahre 1905 steigt sie auf 60 Kinder bei einer Gesamtzahl von 1800 Seelen. Anläßlich seiner Visitation und Firmung am 26. Oktober 1903 ehrt der hochwürdige Herr Weihbischof Josephus Müller aus Köln den vor wenigen Tagen verstorbenen Gemeindeküster Andreas Buschen in "ergreifenden" Worten:
"..Er hat sein ganzes Leben von Jugend auf Gott geweiht und 47 Jahre das ehrenvolle Amt eines Küsters in treuester Pflichterfüllung verwaltet. Eines solchen tugendhaften Lebenswandels sollten alte Firmlinge bestrebt sein. "

Die im Jahre 1900 verstorbene Gladbacher Bürgerin Luise Gueury hinterläßt der Stadt ihr ganzes beträchtliches Vermögen, damit diese für unbemittelte Lungenkranke eine Heilstätte errichte. Das prächtige Bauwerk wird im Westen der Stadt, in Hehn, in einer Randlichtung des Hardter Waldes erstellt und 1904 eingeweiht,
"In der Pfarre Hehn, in dem Teile, der zur Bürgermeisterei Hardt gehört und Hardt-Hehn genannt wird, hat die Stadt M. Gladbach eine großartige Volksheilstätte aus dem Vermächtnis einer Gladbacher Einwohnerin, Frl. Louise Gueury erbaut. Diese Stätte soll ein Asyl für Lungenkranke, bei denen die Tuberkulose noch keinen weiten Fortschritt gemacht hat, sein; und dieselbe wurde am 8. August in Gegenwart seiner Exzellenz, des Oberpräsidenten der Rheinprovinz Naße von Koblenz, des Herrn Regierungspräsidenten Schreiber von Düsseldorf und vielen anderen hohen Staats- und Zivilbeamten feierlich eröffnet.

Mit besonderer erzbischöflicher Vollmacht hat der Pfarrer Joebges von Hehn die Hauskapelle feierlich eingeweiht und das erste Meßopfer in derselben am 8. August 1904 morgens um 8 Uhr dargebracht.
...Zwei Tage nach der Eröffnung der Heilstätte beehrte seine Eminenz der hochwürdige Herr Kardinal Erzbischof Fischer von Köln gelegentlich seines ersten Besuches als Erzbischof in der Stadt M. Gladbach auch die Heilstätte mit seinem hohen Besuche, besichtigte mit großem Interesse die ganze Einrichtung derselben und war hocherfreut über das herrliche Werk edler Nächstenliebe.
Von der Heilstätte aus besuchte der hochwürdige Herr Kadinal die Pfarrkirche und Gnadenkapelle in Heiligenpesch Hehn.
Bei dieser Gelegenheit dankte der Pfarrer seiner Eminenz aufs herzlichste für die Auszeichnung des Besuches und der huldvollen Empfehlung des hiesigen Gnadenortes in dem Hirtenbrief zum fünfzigjährigen Jubiläum der Verkündigung des Dogmas der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria...
Vor dem Gnadenbild knieend verharrte der hochwürdige Herr Kardinal längere Zeit im Gebet, besuchte in Begleitung des Pfarrers das Kloster und gab den Schwestern seinen Oberhirtlichen Segen, kehrte noch kurze Zeit mit seiner Begleitung ins Pfarrhaus ein und fuhr gegen 1/2 9 Uhr nach Gladbach zurück."
Größere kirchliche Ereignisse treten nach 1904 nicht mehr hervor. Die Pfarrchronik vermeldet ein weiteres Ansteigen der Pilgerzahlen. Hierbei werden die Herren Pfarrer Halm und Lelotte, sowie Dechant Krichel von Gladbach, die Pfarrer Fettweis von Holt und Gehlen von Helenabrunn besonders gelobt, weil sie die Wallfahrten nach Hehn in ihren Pfarreien tatkräftig fördern und selbst daran teilnehmen. Während der Festoktav von 1908 wird in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli in der Gnadenkapelle ein bleiverglastes Fenster zertrümmert und dem Gnadenbild Krone, Szepter und Goldschmuck geraubt. Die Muttergottesstatue selbst bleibt unversehrt. Die Pfarrangehörigen und die zahlreichen Pilger reagieren mit Abscheu und ohnmächtiger Wut. Zum Glück werden bald Krone und Szepter wiedergefunden, der Goldschmuck aber bleibt verloren. Abschließend schreibt der Chronist:
"Eine großartige Kundgebung innigster Liebe zu der Heiligenpescher Gnadenmutter bot die am letzten Oktavsonntage gehaltene Sühneandacht und Prozession mit dem Gnadenbilde, an der sich viele Geistliche der Nachbarschaft und tausende von frommen Marienverehrern zur Huldigung der Himmelskönigin beteiligen."
Am 12. März 1911 nimmt der Kirchenvorstand ein Vermächtnis der Eheleute Josef Stops und Maria Helene geb. Breuer an. In ihrem Testament verfügen sie, daß neben kleineren Stiftungen vorn restlichen Kapital an die Pfarrkirche Hehn eine Kapelle zu Ehren des heiligen Josefs gebaut werden soll. Obwohl im August 1914 der 1. Weltkrieg ausbricht, beginnen 1915 die Bauarbeiten und werden noch im selben Jahr zum Abschluß gebracht. Im Kapelleninneren wird ein schönes geschnitztes Altarbild aufgestellt, das den Tod des heiligen Josefs darstellt.
Im Jahre 1913 kann Pastor Joebges sein 25-jähriges Ortsjubiläum feiern; sein goldenes Priesterjubiläum im April 1915 wird von leidvoller und schwieriger Kriegszeit überschattet. Eine Inschrift in der alten Standuhr im Hehner Pfarrhaus erinnert an den festlichen Tag.
Die Bürde der Jahre und eine tückische Krankheit können Güte und Liebenswürdigkeit des Pfarrers nicht besiegen. Bei der Erinnerung an die prächtigen Äpfel und Birnen und an die freundlichen Worte, die es in ihrer Kindheit im Pfarrhaus für Besorgungen gab, schwärmen heute noch alte Hehner von ihrem guten Pastor Joebges.
In seiner Sorge um den Fortbestand seines Lebenswerkes setzt er in seinem Testament die Pfarrgemeinde Hehn zu seiner Universalerbin ein.
Am 2. August 1916 stirbt Pfarrer Theodor Joebges nach schwerer Krankheit. Seine letzte Ruhestätte findet er vor dem Hochkreuz auf dem Hehner Friedhof. Ein schlichter Grabstein erinnert den Vorübergehenden an den Erbauer von Oktogon und Chor, an den Schöpfer der Grotten und Außenanlagen aber auch an den großen Marienverehrer, an den gütigen, tiefgläubigen Seelsorger und Pfarrer von Hehn.

Text: Josef Tillmann